Es schwimmt einfach zu viel Müll im Meer!

Normalerweise halte ich auf meinen Bildern die Einzigartigkeit eines Lebewesens fest. Bei diesem Gemälde ist es anders: hier bilde ich realistisch ab, was mittlerweile zur Normalität geworden ist.

Inga Prasse

Von Oktober bis Dezember 2021 hat die junge Künstlerin Inga Prasse vor der Ostseestation Travemünde und auf der Strandpromenade an ihrem Kunstprojekt „Bildpaten für die Ostseestation“ gearbeitet. Vor Ort malte sie an ihrem Gemälde, auf dem eine Feuerqualle zu sehen ist, die neben einer benutzten Einwegmaske im Meer treibt. Die Feuerqualle wird maximal ein Jahr in der Ostsee verbringen, die Einwegmaske jedoch wird 450 Jahre brauchen, bis sie komplett verrottet ist.

Inga Prasse wollte mit dem Bild auf die zu geringe Umweltbildung vieler Menschen aufmerksam machen, aber auch direkt vor Ort etwas bewirken.



Mittels Patenschaften konnten interessierte Menschen mit einen selbstgewählten Betrag einen Teil des Bildes erwerben – Sie wurden Bildpaten für ihr Gemälde. Insgesamt sind 41 Menschen Bildpaten für das Gemälde „Qualle und Maske“ geworden. Die Gesamtsumme von 1150€ hat die Künstlerin am 12.01.2022 1:1 an die Ostseestation Travemünde gespendet. Das Geld fließt in ein neues umweltpädagogisches Projekt zum Thema Meeresschutz.

Unterstützt wurde sie bei ihrem Kunstprojekt vom Museum für Natur und Umwelt in Lübeck, wo das Kunstwerk immer, wenn sie nicht daran arbeitete, in der Ausstellung „Von Flüssen und Meer“ zu sehen ist. Neben dem Kunstwerk stand außerdem eine Holzplanke mit den Namen aller bisherigen Bildpaten.

Am 08. Dezember ist das Gemälde noch einmal umgezogen. Es stand bis zum Ende der Aktion am 31.12.2021 im Kunstpavillon Travemünde.


Wie die Aktion entstanden ist

Im Februar diesen Jahres fing ich beim Keschern mit meinem Sohn nicht etwa einen Fisch – sondern mehrere Masken.

Der Umstand, das viele Menschen ihre Einwegmasken sowie auch anderen Müll wissentlich und unwissentlich an allen erdenklichen Orten entsorgen, hat mich nicht mehr losgelassen und nachdenklich gemacht. Ich habe beschlossen, das Thema in meine künstlerische Arbeit einzubinden und so auch für andere Menschen sichtbar zu machen. Auf meinem 50x70cm großen Gemälde, an dem ich seit dem arbeite, ist nun eine Feuerqualle zu sehen, die zusammen mit einer Maske durch das Meer treibt. Schockiert hat mich bei dieser Konstellation vor allem ein Aspekt: Die Feuerqualle hat eine Lebenserwartung von ungefähr einem Jahr – die Maske aber wird bis zu 450 Jahre weiter im Meer schwimmen. Zunächst malte ich mein Bild vor der Galerie des bekannten Fotografen und Künstlers Wim Westfield und kam dort mit vielen interessanten Menschen ins Gespräch, die ebenso wie ich am wichtigen Thema Umweltschutz interessiert sind – was mich sehr erstaunt hat. Ich beschloss daraufhin, mein Bild zu nutzen, um damit ein regionales Projekt, das sich mit dem Thema befasst, finanziell zu unterstützen und zog zum Malen an den Ort meiner Wahl: zur Ostseestation Travemünde. Ich habe mich für die Ostseestation Travemünde entschieden, weil hier große und kleine Menschen in direkten Kontakt zu unseren Meerestieren und der Umwelt vor Ort kommen und sie schätzen lernen.

Immer wieder beobachte ich, wie fasziniert sowohl die Kinder als auch die Erwachsenen während der Führungen in der Ostseestation von den Tieren sind. Die Kinder können die Tiere in den Aquarien nicht nur ansehen und sich Informationen zu deren Lebensraum aneignen, sondern sogar auch aktiv mit einigen Meeresbewohnern in Kontakt treten und sie berühren oder sogar füttern. Durch diesen direkten Kontakt mit den Krabben, Fischen, Quallen, Krebsen… haben alle die Möglichkeit, die Tiere und deren Lebensraum schätzen und achten zu lernen.

Ein Kind, dass eine Qualle so nah gesehen oder eine Krabbe gefüttert hat, wird sie auch im Meer achtsam behandeln.

Durch die Kooperation mit den Travemünder Schulen lernen die ortsansässigen Kinder außerdem von klein an nicht nur viele Dinge über die Artenvielfalt in der Region, in der sie aufwachsen, sondern auch über die Lebensbedingungen der Meeresbewohner und den Umweltschutz.